Vom 15. bis 16. September 2025 diente der Nationalpark Brijuni in Kroatien als Kulisse für die die internationale wissenschaftliche Konferenz mit dem Titel "Befestigte Architektur für die Kultur des Friedens - Europäische Best Practice in der Verwaltung des befestigten Erbes". Organisiert von der Juraj-Dobrila-Universität Pula in Zusammenarbeit mit dem FORTIC Partnerschaftskonsortium (unter der Leitung der Stadt Pula-Pola) und den internationalen Netzwerken FORTE CULTURA und EFFORTS brachte die Konferenz über 50 Forscher aus ganz Europa zusammen. Die Veranstaltung umfasste neun thematische Panels, die sich jeweils mit verschiedenen Aspekten des befestigten Erbes befassten, von der nachhaltigen Bewirtschaftung über die digitale Transformation bis hin zum Kulturtourismus. Das Besondere an der Konferenz war, dass jeder Teilnehmer einen ausführlichen Beitrag verfasst hat und das endgültige Buch Anfang 2026 erscheinen soll.
Einbindung von FORTE CULTURA
Mehrere Mitglieder des FORTE CULTURA Netzwerks spielten eine zentrale Rolle auf der Konferenz. Erwähnenswert sind zumindest die Präsentationen der Vertreter von FORTE CULTURA:
- Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats von FORTE CULTURA
- Ass. Prof. Nataša Urošević (Leiterin des wissenschaftlichen Beirats): Uroševićs Führung im wissenschaftlichen Beirat sorgte für die akademische Strenge der Konferenz, indem sie die Auswahl der Themen und Redner leitete und die Konferenz als solche organisierte. Ihr Vortrag befasste sich mit der problematischen Inwertsetzung der Festungen von Pula.
- Dr. Marcin Górski: Die Festung Srebrna Góra (PL) verlor ihre militärische Funktion, wurde aufgegeben und nach und nach beschädigt. Marcin betonte, dass sich der Schutz befestigter Denkmäler nicht nur auf die Erhaltung ihrer materiellen Werte konzentrieren sollte, sondern vor allem auf die Wiederherstellung ihres Nutzens durch neue Funktionen. Nach fast dreißig Jahren Revitalisierungsbemühungen wird heute ein großer Teil der Festung genutzt und beherbergt Museen, Ausstellungen, Unterkünfte und gastronomische Einrichtungen, wobei weitere Anpassungen noch im Gange sind.
- Prof. Dr. Teresa Colletta: Das befestigte Erbe ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Geschichte und der kulturellen Identität und bildet zusammenhängende Verteidigungslandschaften und keine isolierten Festungen. Teresa vertrat die Ansicht, dass die Schaffung von Netzwerken und kulturellen Routen von Festungsanlagen einen innovativen und nachhaltigen Weg zur Aufwertung, Erhaltung und Wiederverwendung dieser Stätten darstellt.
- Dipl.-Ing. Volker Pachauer: Ziel war es, das österreichisch-ungarische Befestigungssystem rund um Pula als eine Form der strategischen Infrastruktur zu analysieren und dabei Paul Virilios Ansicht zu folgen, dass der Krieg die baulichen Bedingungen grundlegend verändert. Außerdem werden Studentenprojekte vorgestellt, die sich mit der Umwandlung der Militärlandschaft in einen kulturellen und sozial bedeutsamen Raum des Friedens befassen.
- Dr. John EbejerEr untersuchte Valletta als Fallstudie einer Festungsstadt, die durch den Tourismus und den kommerziellen Druck vor Herausforderungen bei der Erhaltung steht. Er argumentierte, dass der Schutz des kulturellen Erbes über den Erhalt von Gebäuden hinausgehen muss, um auch die Lebensqualität der Stadt zu verbessern und die Einwohner zu unterstützen. In dem Papier werden stärkere Planungs- und Verwaltungsrahmen gefordert, um ein Gleichgewicht zwischen Tourismus und Erhaltung herzustellen.
- Dr. Olha Tichonowa: Wissenschaftliches Mitglied von FORTE CULTURA & EFFORTS erforschte die historische, soziale und kulturelle Bedeutung von Festungsstädten, mit besonderem Augenmerk auf Iwano-Frankiwsk (ehemals Stanisławów) in der Ukraine. Sie zeigte auf, wie sich Bastionstädte, die einst als Verteidigungsanlagen dienten, zu Orten des sozialen Zusammenhalts, der kulturellen Kontinuität und der urbanen Resilienz entwickelten. Anhand der Typologie der ukrainischen Festungsstädte und ihrer Renaissance-Wurzeln unterstrich sie deren Potenzial als Instrumente für gesellschaftliches Engagement, Tourismus und nachhaltige Stadtentwicklung.
- Mitglieder des FORTE CULTURA Vorstand
- Filippo Cailotto: Als Präsident von FORTE CULTURA trug Cailotto zu der übergreifenden Vision bei, das Neue Europäische Bauhaus mit dem kreativen Tourismus zu verbinden.
- Dirk Röder: Vorstellung von FORTE CULTURA in seiner Gesamtheit, Hervorhebung gemeinsamer Projekte innerhalb des Netzwerks und Darstellung der Fortschritte bei der Zertifizierung der Route als Europäische Kulturstraße.
- Tomáš Jirouch: Der Beitrag stellte die Fälle in Tschechien vor und bot Einblicke in den Umgang mit dem befestigten Erbe in der Tschechischen Republik durch die Brille des tschechischen Mediendiskurses, mit besonderem Augenmerk auf Theresienstadt und Josefov.
Liste der Präsentationen
Die Konferenz bot eine Plattform für Diskussionen über innovative Konservierungstechniken, gemeinschaftsorientierte Planung und die Neuinterpretation von Festungsanlagen als Räume für den kulturellen Dialog und wirtschaftliche Möglichkeiten. Die vorgestellten Studien wurden dafür gewürdigt, dass sie das Verständnis dafür fördern, wie historische befestigte Räume in das zeitgenössische städtische Leben integriert werden können, und ein wertvolles Modell für die nachhaltige Entwicklung der europäischen Festungsanlagen bieten. Die Veranstaltung bot ein wertvolles fachliches Engagement und förderte die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch für laufende und künftige Projekte zur Erhaltung und Wiederbelebung historischer befestigter Stadtlandschaften.
Plenarvorträge
- Maria Gravari-Barbas (Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne): Von der Verteidigung von Paris zur Kultur: Das Erbe der Pariser Festungsanlagen
- Donatella Rita Fiorino (Universität von Cagliari): Interinstitutionelle Synergien für Regenerationsstrategien - Die Fallstudie über das verschüttete Feld von La Maddalena, Sardinien (Italien)
- John Harris (Fortress Study Group, Großbritannien): Ein vergleichender Überblick über bewährte Praktiken bei der nachhaltigen Wiederverwendung von Post-Artillerie-Festungsanlagen im Vereinigten Königreich und auf internationaler Ebene
Panel 1 - Strategische Leitlinien für den Schutz und die Aufwertung des befestigten Kulturerbes in der Adriaregion
- Daniela Angelina Jelinčić: Kulturelles Erbe in der Praxis: Nachhaltigkeit, Folgenabschätzung für das Kulturerbe und partizipatives Management
- Zofia Mavar: Der Zustand der Befestigungen im Festungssystem von Pula - Probleme, positive Erfahrungen und strategische Leitlinien für Schutz und Sanierung
- Kristina Perkov (Online): Herausforderungen und Chancen bei der Umnutzung stillgelegter Militärstandorte für die Stadterneuerung in den Küstenstädten Kroatiens
- Kristina Afrić Rakitovac & Nataša Urošević: Das Erbe der europäischen Marinehäfen und historischen Arsenale - Der Fall Pula
Panel 2 - Umwandlung von Festungsanlagen in kulturelle, pädagogische und wissenschaftliche Zentren
- Daniel Gethmann & Volker Pachauer: Strategische Infrastruktur - das österreichisch-ungarische Befestigungssystem um Pula
- Wojciech Rymsza-Mazur (Online): Forschungen, Studien und Projekte zu ausgewählten Bauwerken in der Verteidigungslandschaft der Festung Pula (2002-2025)
- Milena Mičić: Revitalisierung der österreichisch-ungarischen Festungsanlagen auf der Halbinsel Verudela
- Olha Tikhonova: Befestigte Städte als Pfeiler für Einheit und nachhaltige Entwicklung
Panel 3 - Wiederbelebung befestigter Systeme auf den Inseln Pula und Brijuni
- Katarina Marić & Katarina Pocedić: Das Pula Fort Center - Digitale Transformation des befestigten Erbes
- Breda Bizjak: Wiederbelebung des österreichisch-ungarischen U-Bahn-Systems in Pula
- Emil Jurcan: Projekt zur Wiederherstellung der Küstenbatterie Giacone auf den Brijuni-Inseln
- Pia Boljunčić: Revitalisierung des Turmforts Monte Grosso und die Wiederherstellung des befestigten Weges von Pula
Panel 4 - Befestigte Landschaften: Konzeptualisierung und Interpretation
- Jana Rodić: Erweiterte Realität (XR) für die digitale Valorisierung von befestigtem Kulturerbe: Herausforderungen, Lösungen und Einbeziehung des Publikums
- Dunja Predić: Von geschlossenen Systemen zu sensorischer Transparenz: Strukturelle Überwachung des befestigten Erbes als Infrastruktur des Vertrauens und der räumlichen Resilienz
- Julia Gesell (Online): Museen und Kultureinrichtungen als Inklusionsräume - Fallbeispiel Festung Königstein
- Marijana Fabijanić & Vana Đapić (Online): Terminologie des befestigten Kulturerbes und sprachliche Landschaft: The Case of the Transnational UNESCO Site "Venetian Works of Defence Between the 16th and 17th Centuries Stato da Terra - Western Stato da Mar"
Panel 5 - Grenzüberschreitendes Festungserbe an der Adria: Historische und zeitgenössische Perspektiven
- Karla Papeš & Andrija Nakić: Die Befestigung der östlichen Adria unter französischer Herrschaft (1806-1813)
- Josip Pavić & Gorana Barišić Bačelić (Online): Emphasizing the Dissonance: Die Wiedereröffnung und Wiederverwendung eines Tunnels aus dem Zweiten Weltkrieg unter der St. John's Festung in Šibenik, Kroatien
- Ilija Lalošević: Festungsarchitektur in der Bucht von Boka Kotorska
- Saša Slijepčević & Saša Nikolić: Das befestigte Erbe des "Kordonposten Gat" als eine der Säulen der Tourismusentwicklung in Gacko
Panel 6 - Nachhaltige befestigte Ökosysteme des Kulturerbes: Italienische Erfahrungen
- Nicola Camatti, Federico Camerin, Francesco Gastaldi (Online): Untersuchung der Wiederverwendung des befestigten Erbes der Adria durch reale und digitale Geschäftsökosysteme. The Cases of Italy and Croatia
- Fiorenzo Meneghelli (Online): Die Wiederherstellung des befestigten Erbes im Prozess der Umwelt- und Stadtsanierung: Forte Tesoro und Forte Aurelia
- Daniele Sferra & Fiorenzo Meneghelli (Online): Forte Marghera, ein greifbares Beispiel für ein nachhaltiges Ökosystem im Bereich des befestigten Kulturerbes
- Gerardo Semprebon (Online): Nach der NATO in Lessinia (Verona): Gestaltungsfragen für die nachhaltige Entwicklung von stillgelegten Telekommunikationsstandorten
Panel 7 - Europäische Best Practice in der Verwaltung des befestigten Kulturerbes
- Tuija Lind: Eine kritische Analyse eines langfristigen Wiederverwendungsprojekts des befestigten Kulturerbes Suomenlinna (Helsinki, Finnland)
- John Ebejer (Online): Fragen der Erhaltung einer befestigten historischen Stadt: Die Fallstudie von Valletta
- Tomáš Jirouch: Die Politik des befestigten Kulturerbes in der Tschechischen Republik: Die Fälle Theresienstadt und Josefov
- Anna Staniewska, Jadwiga Środulska-Wielgus & Krzysztof Wielgus: "Finis Coronat Opus" - Was beeinflusst die erfolgreiche Restaurierung des befestigten Erbes? Erfahrungen aus aktuellen Fallstudien der Krakauer Festung
- Celia Clark (Online): Kasernen, Festungen und Festungsmauern. Herausforderungen für die Sanierung des Verteidigungserbes im Hafen von Portsmouth
- Jeroen van der Werf (Online): Bewahrung durch Entwicklung - Der Fall Naarden (Niederlande)
Panel 8 - Aufwertung der befestigten Architektur und der Friedenskultur in europäischen Grenzregionen
- Marcin Górski: Probleme bei der Nutzung befestigter Objekte im Prozess der Gestaltung neuer Funktionen in der Festung Srebrna Góra
- Filippo Cailotto: Integration von Kreativtourismus und neuen europäischen Bauhaus-Prinzipien in die Verwaltung des befestigten Kulturerbes
- Tetiana Vietrova & Viktor Vietrov (Online): Der litauische Teil der Burg Medzhybizh im Kontext des europäischen Festungserbes des 14. bis 15.
- Alena Bagro (Online): Befestigte Orte als Grünflächen: Beispiele für die Umsetzung in der Westukraine am Ende des 19. Jahrhunderts, Ausgewählte Beispiele
Panel 9 - Kulturrouten und Special Interest Tourism
- Eleonora Berti (Online): Kulturrouten des Europarates: Werkzeuge zur Verbindung von befestigtem Kulturerbe - Die Erfahrung der Destination Napoleon
- Dirk Röder: Forte Cultura - Europäische Kulturstraße der befestigten Bauwerke
- Marie-Luise Binder-Krieglstein & James Miller: Die Burgenstraße: Eine Fallstudie über die Nutzung eines Netzes von Festungsanlagen als Motor für eine nachhaltige ländliche Tourismusentwicklung
- Teresa Colletta (Online): Kreativer Tourismus und Kulturrouten. Eine innovative Strategie zur Aufwertung von Festungsnetzwerken
Themen im Detail
Die Konferenz förderte den interdisziplinären Dialog über europäische Best Practices bei der nachhaltigen Inwertsetzung und Revitalisierung von befestigtem und ehemaligem militärischem Erbe und beleuchtete deren Umwandlung in Räume für internationale kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit, zivile und Friedensinitiativen, Solidarität und interkulturellen Austausch. Ehemaliges militärisches Erbe, Verteidigungsarchitektur und Festungsanlagen wurden als potenzielle europäische Kulturkorridore und Begegnungsräume für junge Europäer vorgestellt, die eine Kultur des Friedens, eine ausgewogene kulturelle und soziale Entwicklung und eine gemeinsame europäische Identität fördern.
Die Veranstaltung zeigte, dass eine partizipative und nachhaltige Verwaltung des befestigten Erbes durch transnationale Vernetzung und Zusammenarbeit eine ausgewogene Stadtplanung unterstützen und die Lebensqualität der lokalen Gemeinschaften verbessern kann. Die auf der Konferenz vorgestellten multidisziplinären Forschungsarbeiten befassten sich mit aktuellen europäischen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Energiekrisen, geopolitischen Spannungen, der Integration von Migranten und der nachhaltigen Kommunalentwicklung. Es wurde gezeigt, dass eine angemessene Aufwertung europäischer befestigter Stätten zu einer nachhaltigen Stadtplanung, zu den Zielen des europäischen Green Deal und zur Förderung der europäischen Werte Frieden und Demokratie beitragen kann.
Die Adriaregion mit ihrer strategischen geopolitischen Lage und ihrer multikulturellen Geschichte an der Kreuzung der euro-mediterranen Zivilisationen bildete eine reiche Kulisse für die Konferenz. Die venezianischen und österreichisch-ungarischen Küstenbefestigungen der Region, von denen einige bereits als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt sind und andere, wie die ehemalige Marinefestung Pula, noch auf eine angemessene Aufwertung warten, dienten als konkrete Beispiele für das gemeinsame europäische Festungserbe.
Die Konferenzbeiträge deckten ein breites Spektrum an Themen ab, darunter:
- Herausforderungen und bewährte Verfahren für das kulturelle Erbe befestigter Denkmäler
- Historische Forschung und theoretische Konzeptualisierung des wehrhaften Erbes
- Bestandsaufnahme und Bauforschung
- Restaurierung, Erhaltung, Umwandlung und nachhaltige Wiederverwendung
- Europäisches Kulturerbe-Siegel und Nominierungen zum Welterbe
- Stadt- und Regionalentwicklung
- Verlassene Militärgebiete und Stadterneuerung
- Gestärkte Standorte als Grünflächen für das Wohlbefinden der Gemeinschaft und die integrative Gestaltung von Orten
- Festungsanlagen als Zentren für Innovation und soziales Unternehmertum
- Festungen als Orte der Bildung, der Kultur und des Friedens
- Nachhaltige Tourismusentwicklung und Umsetzung bewährter Verfahren
- Sozioökonomische Auswirkungen des befestigten Erbes
- Überwachung und Messung der Nachhaltigkeit des Tourismus in Welterbestätten
- Klimawandel und Nachhaltigkeit
- Digitales Erbe
- Transnationale Vernetzung und kulturelle Routen
Alle Teilnehmer reichten ausführliche Beiträge ein, die nun in einem Tagungsband zusammengefasst werden, der Anfang 2026 erscheinen soll.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts FORTIC - From bleibt Odes Krieges bis zum ARchiTFriedenssicherung im grenzüberschreitenden Raum der Italy-CDas Projekt FORTIC zielt darauf ab, die Rolle des grenzüberschreitenden Kulturerbes in der Adria zu stärken, indem es die besten europäischen Praktiken im Bereich der Verwaltung des befestigten Kulturerbes anerkennt und aufwertet. Das FORTIC-Projekt ist Teil des EU-Programms Programm Interreg Italien - Kroatien 2021-2027, die der Kultur und dem nachhaltigen Tourismus als Motor für Wirtschaftswachstum, soziale Eingliederung und Innovation Vorrang einräumt.


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